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Facetten der Landwirtschaft

Ulrike und Lukas Hader im Gespräch mit Prof. Dr. sc. Monika Krüger und Dr. Lothar Jäkel

Die Veterinärmedizinerin Prof. Dr. sc. Monika Krüger war Universitätsprofessorin und Direktorin des Instituts für Bakteriologie und Mykologie an der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Weiter war sie Protektorin für Lehre und Studium und hat vorrangig zu den Themen Tierhygiene, Tierseuchenlehre und Mikrobiologie wissenschaftlich gearbeitet. Dr. Lothar Jäkel ist pensionierter Tierarzt aus Arnstadt in Deutschland und führt mit zwei Partnern einen Betrieb mit rund tausend Milchkühen. Multikraft sind beide seit vielen Jahren verbunden, Monika Krüger schreibt regelmäßig eine Kolumne in "multikosmos".

Anfänger
7 Minuten Lesezeit
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Prof. Krüger, wie entstand Ihr Interesse für diese Themenbereiche?

Mein Vater stammt ursprünglich aus der Landwirtschaft und ich habe meine Ferien immer bei meiner Großmutter auf dem Bauernhof verbracht, wo es Hühner, Schweine und Kaninchen gab. Da wuchs auch mein Interesse an Tieren. Ich habe meinen Vater, der selbst immer Tierarzt werden wollte, sehr verehrt. Das wünschte er sich auch für mich, und daher bin ich Tierärztin geworden.

Was ist aufgrund Ihrer langjährigen Erfahrung für eine stressfreie Tierhaltung nötig? 

Wir reden von möglichst stressfreier Tierproduktion, die es leider nicht gibt. Man muss unterscheiden zwischen Eustress und Disstress. Eustress ist stimulierend, den erleben wir z. B., wenn wir uns freuen. Das gilt auch für Tiere. Bei den derzeitigen Haltungsbedingungen ist Disstress verbreiteter. 

Die größte Stresssituation ist, wenn die Tiere zur Schlachtung gehen. Wenn die Tiere bis zur Schlachtung gut behandelt werden, dann aber aus dem gewohnten Umfeld gerissen und auf den Schlachthof gebracht werden, ist das ein Vertrauensbruch.

Ein zusätzlicher Faktor ist, dass früher das gegessen wurde, was im Umkreis von 50 Kilometern gewachsen oder aufgewachsen ist, was auch kürzere Transportwege für die Tiere bedeutet hat. Auf Lebensmittel aus dem Umkreis sind wir immunologisch vorbereitet, unser Immunsystem ist darauf programmiert. Heutzutage weiß man nicht, wo die Lebensmittel herkommen. Höchstmögliche Sterilität wird dennoch erwartet, gibt es aber häufig nicht. 

Was verstehen Sie unter ganzheitlicher Tierhaltung?

Eine ganzheitliche Tierhaltung hängt von der Tierart ab und ist den Bedürfnissen des Tieres nachgeordnet. Der Landwirt muss sich auf die Besonderheiten des Tieres einstellen, damit es seine artgerechten Verhaltensmuster ausleben kann und sich einigermaßen wohlfühlt. 

So leben z. B. in einer Bio-Kuhherde die Muttertiere mit ihren Jungtieren in einer Gruppe. Daher brauchen die Tiere ein artgerechtes Umfeld, in dem sie sich frei bewegen können, und Bedingungen, die ihren Bedürfnissen entsprechen.

Wie können Landwirte angesichts eines sehr hohen ökonomischen Drucks die Tierhaltung am besten in Richtung ganzheitliches Tierwohl lenken?

Ich denke da an Biobetriebe. Die Tiere haben ausreichend Auslauf, können liegen, wo sie wollen und die Kälber bleiben ein halbes Jahr bei ihren Müttern. In der Biohaltung ist das möglich. In der konventionellen Haltung mit großem Tierbestand wird das schwierig. Man muss Vitamin D zuführen, weil die Tiere nicht unter freiem Himmel leben und die meisten Ställe keine offenen Dächer haben. Der Boden und die Liegeflächen in diesen Ställen sind oft problematisch. Gummimatten können da eine gewisse Erleichterung bringen. 

Wie stehen Sie zu Melkrobotern?

Wenn sie richtig gehandhabt werden, sehe ich Melkroboter als Schritt in Richtung Tierwohl. Es kehrt mehr Ruhe ein, wenn die Tiere den Melkroboter aufsuchen können, sobald das Euter drückt, d. h., dass zwischen zwei und zweieinhalb Melkungen pro Tag realisiert werden. 

Was verstehen Sie unter ganzheitlicher Tierhaltung?

Eine ganzheitliche Tierhaltung hängt von der Tierart ab und ist den Bedürfnissen des Tieres nachgeordnet. Der Landwirt muss sich auf die Besonderheiten des Tieres einstellen, damit es seine artgerechten Verhaltensmuster ausleben kann und sich einigermaßen wohlfühlt. 

So leben z. B. in einer Bio-Kuhherde die Muttertiere mit ihren Jungtieren in einer Gruppe. Daher brauchen die Tiere ein artgerechtes Umfeld, in dem sie sich frei bewegen können, und Bedingungen, die ihren Bedürfnissen entsprechen.

Wie können Landwirte angesichts eines sehr hohen ökonomischen Drucks die Tierhaltung am besten in Richtung ganzheitliches Tierwohl lenken?

Ich denke da an Biobetriebe. Die Tiere haben ausreichend Auslauf, können liegen, wo sie wollen und die Kälber bleiben ein halbes Jahr bei ihren Müttern. In der Biohaltung ist das möglich. In der konventionellen Haltung mit großem Tierbestand wird das schwierig. Man muss Vitamin D zuführen, weil die Tiere nicht unter freiem Himmel leben und die meisten Ställe keine offenen Dächer haben. Der Boden und die Liegeflächen in diesen Ställen sind oft problematisch. Gummimatten können da eine gewisse Erleichterung bringen. 

Wie stehen Sie zu Melkrobotern?

Wenn sie richtig gehandhabt werden, sehe ich Melkroboter als Schritt in Richtung Tierwohl. Es kehrt mehr Ruhe ein, wenn die Tiere den Melkroboter aufsuchen können, sobald das Euter drückt, d. h., dass zwischen zwei und zweieinhalb Melkungen pro Tag realisiert werden. 

Dr. Jäkel, wie haben Sie die Melkroboter in Ihrem Betrieb eingeführt und was war die Reaktion der Tiere? Gerade bei Umstellungen der Arbeitsweise im Betrieb wie z. B. dem Umstieg auf einen Melkroboter kommt es zu einem Anstieg der Zellzahlen. Betroffene Betriebe kontaktieren uns dann, um sie bei der Problemlösung zu unterstützen. Wie war das bei Ihnen?

Zellzahlprobleme hatten wir nicht, weil wir die Melkroboter langsam über 1 ½ Jahre eingeführt haben. Zu Beginn haben wir die Milchleistung auf 25–28 Liter pro Kuh und Tag heruntergefahren und diese Menge haben wir über die ca. eineinhalb Jahre stabil gehalten. Jetzt produzieren wir am Tag rund 32.000 Liter mit 1.000 Kühen und haben konstant niedrige Zellzahlen. Wenn ein Betrieb einen Melkroboter einbaut, hat er noch nicht die Erfahrung und will die Milchleistung möglichst hochhalten, was leider nicht sofort funktioniert. 

Prof. Krüger, wie lässt sich der Methanausstoß bei der Produktion von Milch und Fleisch im Sinne des Klimaschutzes so weit als möglich verhindern? 

Ich glaube, die Kuh ist kein Klimakiller. Ich denke immer an die Bisons in Amerika. Das waren riesige Herden, die nur Gras gefressen haben. Da entsteht auch Methan. Ich glaube aber nicht, dass sich dadurch das Klima in der Welt großartig verändert hat. Das ist einfach zu weit hergeholt. 

Wenn eine Kuh mit 55 Litern Milch in der Hochlaktation ist, dann ist die Hälfte des Futters Kraftfutter. Im Gegensatz zu Tieren, die naturnah und hauptsächlich mit Raufutter gehalten werden, verändert Kraftfutter die mikrobiologische Population im Pansen und Magen-Darm-Trakt. Ich denke, darüber müsste man sich Gedanken machen.

Diejenigen, die nichts mit Nutztierhaltung zu tun haben, sind durch Tierschutzorganisationen sensibel geworden. Wie viel ist den Menschen zumutbar?

Die Bevölkerung sollte nicht davon ausgehen, dass die Nutztierhaltung ein Streichelzoo ist. Es sind Tiere, die anständig gehalten werden müssen, die aber letztlich Zwangsfütterung haben, weil sie sich nicht mit Futter auf der Weide oder in der Natur selbst versorgen können. Die Nutztiere im Stall sollten ein optimales Leben haben, was derzeit leider oft nicht gegeben ist.

Wir Menschen, vor allem jene, die in Städten leben, haben eine andere Vorstellung von Landwirtschaft. Menschen, die für das Tierwohl streiten, sollten sich vegetarisch ernähren. Menschen, die Fleisch essen, sollten sich darüber im Klaren sein, wie Nutztiere letztlich enden.


Kommen wir zu einem anderen Thema. Sie haben an verschiedenen Test- und Versuchsreihen zu FKE gearbeitet. Welche nachhaltig wichtigen Erkenntnisse haben Sie aus Ihren Studien dazu gewonnen?

Wir hatten eine Kuh, die 500 ml FKE pro Tag bekam. Im Vergleich zur Kontrolle hatte sie viel höhere Konzentrationen panseneigener Mikroorganismen gebildet. Durch die Zufütterung von Mikroorganismen findet ein Austausch statt, Effekte, die wir im Detail noch nicht kennen. 


Was sind die Probleme, dass auch Betriebe mit geringerer Milchleistung vermehrt tierärztliche Betreuung brauchen?

Viele Bestände brauchen Tierärzte, weil die Tiere nicht optimal gehalten werden. Ich habe mich auf den Magen-Darm-Trakt der Tiere spezialisiert. Wenn der Magen-Darm-Trakt nicht in Balance ist, dann ist auch die Leber nicht mehr richtig in Ordnung. Eine Kuh, die theoretisch 20 Jahre leben könnte, schafft bei uns nur 2,2 bis 2,5 Laktationen, weil sie Probleme mit dem Futter, den Klauen, dem Fell, dem Stoffwechsel und dem Herz hat. 

Die Probleme entstehen durch Stress. Wir Menschen haben hier die Wahl, auf Nahrung ganz zu verzichten oder das zu essen, was uns guttut. Tiere mit Zwangsfütterung bekommen nur das, was ihnen der Landwirt vorsetzt, der ökonomisch handeln muss. 

Wenn man mehrere Silos hat und ein Silo zu Ende gefüttert ist, wird der nächste angeschnitten. Bei einem Futterwechsel können durch Silierfehler in der Silage Mikroorganismen und Stoffwechselprodukte entstehen, die für die Kuh nicht gut sind.  Ist nun die erste Silage-Schicht nicht ganz in Ordnung und es wird keine Übergangsfütterung gemacht, führt dies zwangsläufig zu Problemen, die jedoch erst z. B. durch eine gestiegene Zellzahl bemerkt werden, oder dadurch, dass die Pansengesundheit nicht mehr gegeben ist und die Tiere einen dünnflüssigen Kot bekommen.

Mit der Zufütterung von ausreichend Pflanzenkohle und FKE (Fermentierter Kräuterextrakt) kann dies gut überbrückt werden. Landwirte und Tierärzte müssten in der Tierernährung viel besser ausgebildet werden, um über die Notwendigkeit einer Übergangsfütterung Bescheid zu wissen.  

Diejenigen, die nichts mit Nutztierhaltung zu tun haben, sind durch Tierschutzorganisationen sensibel geworden. Wie viel ist den Menschen zumutbar?

Die Bevölkerung sollte nicht davon ausgehen, dass die Nutztierhaltung ein Streichelzoo ist. Es sind Tiere, die anständig gehalten werden müssen, die aber letztlich Zwangsfütterung haben, weil sie sich nicht mit Futter auf der Weide oder in der Natur selbst versorgen können. Die Nutztiere im Stall sollten ein optimales Leben haben, was derzeit leider oft nicht gegeben ist.

Wir Menschen, vor allem jene, die in Städten leben, haben eine andere Vorstellung von Landwirtschaft. Menschen, die für das Tierwohl streiten, sollten sich vegetarisch ernähren. Menschen, die Fleisch essen, sollten sich darüber im Klaren sein, wie Nutztiere letztlich enden.


Kommen wir zu einem anderen Thema. Sie haben an verschiedenen Test- und Versuchsreihen zu FKE gearbeitet. Welche nachhaltig wichtigen Erkenntnisse haben Sie aus Ihren Studien dazu gewonnen?

Wir hatten eine Kuh, die 500 ml FKE pro Tag bekam. Im Vergleich zur Kontrolle hatte sie viel höhere Konzentrationen panseneigener Mikroorganismen gebildet. Durch die Zufütterung von Mikroorganismen findet ein Austausch statt, Effekte, die wir im Detail noch nicht kennen. 


Was sind die Probleme, dass auch Betriebe mit geringerer Milchleistung vermehrt tierärztliche Betreuung brauchen?

Viele Bestände brauchen Tierärzte, weil die Tiere nicht optimal gehalten werden. Ich habe mich auf den Magen-Darm-Trakt der Tiere spezialisiert. Wenn der Magen-Darm-Trakt nicht in Balance ist, dann ist auch die Leber nicht mehr richtig in Ordnung. Eine Kuh, die theoretisch 20 Jahre leben könnte, schafft bei uns nur 2,2 bis 2,5 Laktationen, weil sie Probleme mit dem Futter, den Klauen, dem Fell, dem Stoffwechsel und dem Herz hat. 

Die Probleme entstehen durch Stress. Wir Menschen haben hier die Wahl, auf Nahrung ganz zu verzichten oder das zu essen, was uns guttut. Tiere mit Zwangsfütterung bekommen nur das, was ihnen der Landwirt vorsetzt, der ökonomisch handeln muss. 

Wenn man mehrere Silos hat und ein Silo zu Ende gefüttert ist, wird der nächste angeschnitten. Bei einem Futterwechsel können durch Silierfehler in der Silage Mikroorganismen und Stoffwechselprodukte entstehen, die für die Kuh nicht gut sind.  Ist nun die erste Silage-Schicht nicht ganz in Ordnung und es wird keine Übergangsfütterung gemacht, führt dies zwangsläufig zu Problemen, die jedoch erst z. B. durch eine gestiegene Zellzahl bemerkt werden, oder dadurch, dass die Pansengesundheit nicht mehr gegeben ist und die Tiere einen dünnflüssigen Kot bekommen.

Mit der Zufütterung von ausreichend Pflanzenkohle und FKE (Fermentierter Kräuterextrakt) kann dies gut überbrückt werden. Landwirte und Tierärzte müssten in der Tierernährung viel besser ausgebildet werden, um über die Notwendigkeit einer Übergangsfütterung Bescheid zu wissen.  

Können Sie über Ihre Arbeit mit FKE erzählen und wie Sie Betrieben mit Ihren Fragestellungen zu Pflanzenkohle und FKE (Fermentierter Kräuterextrakt) geholfen haben? 

Die Pflanzenkohle hat eine große Absorptionskraft und nimmt Schadstoffe und Mykotoxine auf. Eine Zufütterung von 200–400 g pro Tier und Tag, kombiniert mit FKE, ist optimal und kommt der Tiergesundheit sehr zugute. 

Wenn man Wildrinder betrachtet, die Probleme mit der Verdauung haben, dann nehmen sie Zeolite oder auch andere Rohstoffe aus der Natur auf, um den Magen-Darm-Trakt auf diese Art und Weise zu entlasten. Landwirte und Fachberater müssen sich dieser Hintergründe bewusst sein und durch laufende Beobachtung sogenannter „Kuhzeiger“ wie z. B. des Kots, des Haarkleids, der Klauen, der Zellzahlen oder der Milchleistung die Gesundheit der Tiere beobachten.

Bei einer Doktorarbeit, die Sie Anfang der 2000er-Jahre betreut haben, wurde ein Milchviehbetrieb mit 1.400 Tieren, die an einer seltenen Art von Salmonellen (S. Zero) erkrankt waren, über zwölf Monate begleitet. Was wurde gemacht und was waren die Ergebnisse?

Ich konnte die Verantwortlichen in diesem Betrieb überreden, die Silage mit probiotischen Mikroorganismen (EM) zu fermentieren. Der Gesamtbestand hat somit über die Silage mikrobe Produkte zu sich genommen. Es haben sich die gesundheitsfördernden Bakterien wie Lactobacillus und Bifidobakterien signifikant erhöht, wodurch auch dieser Bestand mit schwereren Erkrankungen wieder saniert werden konnte. Auch bei Tieren mit latenter Salmonellenbelastung kann der physiologische Status so weit verbessert werden, dass das Immunsystem wieder in der Lage ist, diese Probleme in den Griff zu bekommen. 

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In der Tierhaltung führen Fäulnisprozesse fast immer zu Geruch und vermehrter Fliegenbelastung, bei zusätzlich erhöhtem Ammoniak-Ausstoß kann das zur Plage werden. Der Einsatz von FKE (Fermentierter Kräuterextrakt) in der Fütterung wie in der Gülle kann solche Fäulnisprozesse vor der Entstehung verhindern. So entwickeln Gülle, Jauche und Festmist weniger Geruch und werden viel verträglicher für Boden und Pflanze. Laut einer Studie des Instituts für Landtechnik der BOKU Wien aus dem Jahre 2004 wird durch den Einsatz von FKE der Ammoniak-Ausstoß aus Festmist um bis zu 43 % reduziert. Welche Erfahrungen haben Sie im Zusammenhang mit FKE und Gülle gemacht?

Wenn man einen Bestand mit z. B. 100 Kühen auf einer bestimmten Fläche hat, heißt das, dass die Gülle dieser Tiere wieder auf der Weidefläche ausgebracht wird. Die Kühe sind immunologisch auf das eingestellt, was auf den Flächen wächst. 30–90% der Antibiotika, mit denen Rinder behandelt werden, werden wieder ausgeschieden und kommen so in den Boden. Was noch niemand richtig untersucht hat, ist, wie diese Ausscheidungen die Mikrobiologie im Boden und das gesamte Bodenleben beeinflussen. Darüber muss man nachdenken. Die Gülle muss in die flüssige Phase (Urin) und in die Festphase (Mist) getrennt werden. Die Festphase sollte nicht sofort auf den Acker gefahren, sondern mit mikroben Produkten und Pflanzenkohle fermentiert werden, damit die Antibiotika abgebaut werden können. 

Man kann den Festmist auch, so wie es Landwirte früher gemacht haben, mindestens ein Jahr lang reifen lassen. Durch die Selbsterhitzung werden auch viele Antibiotika abgebaut, was ebenfalls exakt untersucht werden sollte. 


Warum ist das noch nicht exakt untersucht?

Ich glaube nicht, dass die Analytik schwierig ist, aber es wird vor allem auf Ökonomie gesetzt. Diese Untersuchungen sollten unbedingt gemacht werden, um zu sehen, wie der Boden mit den Antibiotika, die über die Tiere ausgeschieden werden, umgeht. Flüssig- und Festmist zu trennen, scheint in der Praxis heute fast nicht mehr möglich. Landwirte haben viele laufende Kosten wie auch Investitionskosten zur Verbesserung der Tierhaltung. Das Multikraft-System fermentiert Gülle, so wie sie ist, und wenn Betriebe mit FKE (Fermentierter Kräuterextrakt) füttern, gibt es kein Gülleproblem mehr.  


Was kann noch sinnvoll gemacht werden?

Man kann der flüssigen Phase Grünalgen zusetzen und dadurch mit Proteinen, Chlorophyll und dergleichen anreichern. Den festen Anteil könnte man, wie bereits erwähnt, mit EM und Pflanzenkohle anreichern, stapeln und nach einem Jahr wird das Mikroben-Milieu im Festmist ein ganz anderes sein.


Sie beschäftigen sich auch mit Humusaufbau. Welche Maßnahmen kann die Landwirtschaft setzen, um der aktuellen Klimaproblematik entgegenzuwirken?

Der pflegliche Umgang mit dem Boden steht im Vordergrund, denn der Boden ist nicht vermehrbar. Wenn man Boden düngt, darf die Humusschicht, die bei mindestens 3–4 % liegen sollte, nicht heruntergefahren werden, denn Humus bindet auch CO2 und speichert Wasser. Eine Kreislaufwirtschaft wie eine geringe und schonende Bodenbearbeitung ist wichtig. Die obersten Schichten sind gut mit Bakterien besiedelt, aber es wird 30 cm oder noch tiefer gepflügt. Der Landwirt sollte seinen Boden kennen, muss ausreichend fermentiertes organisches Material ausbringen und die richtige Bodenbearbeitung machen. Von den Biobauern könnte man viel über Erhaltung, Pflege und Aufbau von Boden und seiner Struktur lernen.

Großes Wissen ist notwendig, denn der Landwirt muss sich neben dem Ackerbau und der Tierhaltung auch im Einsatz von Düngemitteln und in allen wirtschaftlichen Belangen seines Betriebes auskennen. Die Landwirtschaft hat eine große Verantwortung gegenüber der Ernährung der Menschheit und dieser Verantwortung muss sie auch gerecht werden. Die Landwirtschaft ist heute in einer schwierigen Situation.


Um mit etwas Positivem zu schließen. Wie kann man die Kurve kriegen, weil es so nicht weitergehen kann?

Regionale Landwirtschaft spielt eine große Rolle, vor allem was die Versorgungssicherheit betrifft. Derzeit wird noch sehr viel aus anderen Ländern importiert und Abhängigkeiten von diesen Importen sind entstanden.

Gleichzeitig machen es die Biobauern vor, wie es gehen könnte. Sie halten die Tiere unter besseren Bedingungen und nutzen ihr Land, um Produkte auch mit alten Sorten zu produzieren, um die Pflanzeninhaltsstoffe zu erhalten. 

Ich kann die Menschen nur aufrufen: Essen wir weniger Fleisch, dann sind wieder weniger Tiere auf den Flächen möglich.  

Vielen Dank für das Gespräch, wir wünschen Ihnen beiden weiterhin Gesundheit und interessante Aufgaben.

In der Tierhaltung führen Fäulnisprozesse fast immer zu Geruch und vermehrter Fliegenbelastung, bei zusätzlich erhöhtem Ammoniak-Ausstoß kann das zur Plage werden. Der Einsatz von FKE (Fermentierter Kräuterextrakt) in der Fütterung wie in der Gülle kann solche Fäulnisprozesse vor der Entstehung verhindern. So entwickeln Gülle, Jauche und Festmist weniger Geruch und werden viel verträglicher für Boden und Pflanze. Laut einer Studie des Instituts für Landtechnik der BOKU Wien aus dem Jahre 2004 wird durch den Einsatz von FKE der Ammoniak-Ausstoß aus Festmist um bis zu 43 % reduziert. Welche Erfahrungen haben Sie im Zusammenhang mit FKE und Gülle gemacht?

Wenn man einen Bestand mit z. B. 100 Kühen auf einer bestimmten Fläche hat, heißt das, dass die Gülle dieser Tiere wieder auf der Weidefläche ausgebracht wird. Die Kühe sind immunologisch auf das eingestellt, was auf den Flächen wächst. 30–90% der Antibiotika, mit denen Rinder behandelt werden, werden wieder ausgeschieden und kommen so in den Boden. Was noch niemand richtig untersucht hat, ist, wie diese Ausscheidungen die Mikrobiologie im Boden und das gesamte Bodenleben beeinflussen. Darüber muss man nachdenken. Die Gülle muss in die flüssige Phase (Urin) und in die Festphase (Mist) getrennt werden. Die Festphase sollte nicht sofort auf den Acker gefahren, sondern mit mikroben Produkten und Pflanzenkohle fermentiert werden, damit die Antibiotika abgebaut werden können. 

Man kann den Festmist auch, so wie es Landwirte früher gemacht haben, mindestens ein Jahr lang reifen lassen. Durch die Selbsterhitzung werden auch viele Antibiotika abgebaut, was ebenfalls exakt untersucht werden sollte. 


Warum ist das noch nicht exakt untersucht?

Ich glaube nicht, dass die Analytik schwierig ist, aber es wird vor allem auf Ökonomie gesetzt. Diese Untersuchungen sollten unbedingt gemacht werden, um zu sehen, wie der Boden mit den Antibiotika, die über die Tiere ausgeschieden werden, umgeht. Flüssig- und Festmist zu trennen, scheint in der Praxis heute fast nicht mehr möglich. Landwirte haben viele laufende Kosten wie auch Investitionskosten zur Verbesserung der Tierhaltung. Das Multikraft-System fermentiert Gülle, so wie sie ist, und wenn Betriebe mit FKE (Fermentierter Kräuterextrakt) füttern, gibt es kein Gülleproblem mehr.  


Was kann noch sinnvoll gemacht werden?

Man kann der flüssigen Phase Grünalgen zusetzen und dadurch mit Proteinen, Chlorophyll und dergleichen anreichern. Den festen Anteil könnte man, wie bereits erwähnt, mit EM und Pflanzenkohle anreichern, stapeln und nach einem Jahr wird das Mikroben-Milieu im Festmist ein ganz anderes sein.


Sie beschäftigen sich auch mit Humusaufbau. Welche Maßnahmen kann die Landwirtschaft setzen, um der aktuellen Klimaproblematik entgegenzuwirken?

Der pflegliche Umgang mit dem Boden steht im Vordergrund, denn der Boden ist nicht vermehrbar. Wenn man Boden düngt, darf die Humusschicht, die bei mindestens 3–4 % liegen sollte, nicht heruntergefahren werden, denn Humus bindet auch CO2 und speichert Wasser. Eine Kreislaufwirtschaft wie eine geringe und schonende Bodenbearbeitung ist wichtig. Die obersten Schichten sind gut mit Bakterien besiedelt, aber es wird 30 cm oder noch tiefer gepflügt. Der Landwirt sollte seinen Boden kennen, muss ausreichend fermentiertes organisches Material ausbringen und die richtige Bodenbearbeitung machen. Von den Biobauern könnte man viel über Erhaltung, Pflege und Aufbau von Boden und seiner Struktur lernen.

Großes Wissen ist notwendig, denn der Landwirt muss sich neben dem Ackerbau und der Tierhaltung auch im Einsatz von Düngemitteln und in allen wirtschaftlichen Belangen seines Betriebes auskennen. Die Landwirtschaft hat eine große Verantwortung gegenüber der Ernährung der Menschheit und dieser Verantwortung muss sie auch gerecht werden. Die Landwirtschaft ist heute in einer schwierigen Situation.


Um mit etwas Positivem zu schließen. Wie kann man die Kurve kriegen, weil es so nicht weitergehen kann?

Regionale Landwirtschaft spielt eine große Rolle, vor allem was die Versorgungssicherheit betrifft. Derzeit wird noch sehr viel aus anderen Ländern importiert und Abhängigkeiten von diesen Importen sind entstanden.

Gleichzeitig machen es die Biobauern vor, wie es gehen könnte. Sie halten die Tiere unter besseren Bedingungen und nutzen ihr Land, um Produkte auch mit alten Sorten zu produzieren, um die Pflanzeninhaltsstoffe zu erhalten. 

Ich kann die Menschen nur aufrufen: Essen wir weniger Fleisch, dann sind wieder weniger Tiere auf den Flächen möglich.  

Vielen Dank für das Gespräch, wir wünschen Ihnen beiden weiterhin Gesundheit und interessante Aufgaben.

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